Mit Aufsteiger Dopelbauer Kiel 3 kam ein nominell etwas schwächerer, gleichwohl gefährlicher Gast zu unserem zweiten Oberliga-Heimkampf. Kaum gestartet, war das Duell der Aljechinspieler an Brett 3 schon vorbei; Gegen Alt-Hamburger Holger Hebbinghaus empfand ich ein Blitzremis mit Schwarz als mannschaftsdienlichen Start, und so fing ich dann auch die Aufgabe des Berichtschreibens. Im Verlauf der nächsten zwei Stunden entwickelten sich fast alle Partien gemächlich, nur bei Uwe an Brett 6 fand offenbar ein Wettbewerb statt, wer wohl mehr heißes Öl ins Feuer schütten kann. Schnell zeigte sich aber, dass die Figuren von Matthias Budzyn nicht miteinander harmonierten. Uwe sammelte gelassen mehr und mehr Material ein und dann den vollen Punkt. Ähnlich souverän punktete Dusan an Brett 1 voll. Zwar sah seine Stellung zunächst gedrückt aus, und die b-Linie stand verdächtig offen. Aber Dusan hatte alles im Blick und Griff und konnte über den Königsflügel die Stellung von Mats Beeck am Ende schön aushebeln.
Gerrit hatte sich mit Weiß an Brett 2 sicher mehr vorgenommen als ein Remis nach etwa drei Stunden. Gegen Ralph Junges Aufbau fand er aber nicht den richtigen Einsteiger. Und in der Analyse sah es sogar eher aus, als ob Schwarz Chancen auf eine aussichtsreiche Attacke gehabt hätte. An Brett 5 gab es einen klassischen Kampf mit allen Figuren um den isolierten Zentrumsbauern von Jens. Letztlich konnte Jens aber das aktive Läuferpaar vom Mohammed Ghadimi sicher neutralisieren und in die Punkteteilung gehen. Fast zeitgleich einigte sich Clemens mit Alexander Petri auf Remis in der unklaren Konstellation T+2B gegen L+S. Clemens hatte in der Eröffnung leider wieder arg viel Zeit verbraucht, sich aber auch eine Stellung erarbeitet, die einen Bauerngewinn ermöglichte. Statt dessen wählte er eine kompliziertere, vermeindlich bessere Abtauschkombination, übersah aber einen Zwischenzug, so dass die oben genannte Konstellation entstand.
Bei Stand von 4-2 musste Jonas an Brett 7 gegen Rolf Luckow die Bauernketten und Einstiegsfelder im ausgeglichenen Endspiel S gegen L mit vielen Bauern nur noch mit ausreichend Mörtel abdichten, und so führte uns sein Remis zum zweiten Heimsieg der Saison. Mehr als eine Stunde Nachsitzen gab es bei Hans. Eigentlich schien er aus dem Mittelspiel mit etwas aktiverem Spiel herausgekommen zu sein, und bei der Stonewall-artigen Struktur mit gutem Springer war ich zunächst recht optimistisch. Aber am Damenflügel bekam Bülent Saglam mehr und mehr Initiative, und der weiße a-Bauer mutierte zur Schwäche. Die Beobachter wähnten zwar am Königsflügel Einbruchsfelder, die Hans für einen Konter hätte nutzen können. Er aber entschied sich für den brachialen Kampf durch die Mitte des Bretts per Bauernopfer. Auch den a-Bauern verteidigte Hans gar nicht mehr, denn er schätzte richtig ein, dass sich der gefrässige Turm auf der a-Linie verlaufen würde. Und so erhielten sein Turm und sein Springer ausreichend Spiel, um in sehenswerter Weise den e-Freibauern gegen Läufer und König zur Umwandlung zu bringen – nur die ablaufende Zeit des Gegners verhinderte dies.
Ein insgesamt schöner und verdienter, weil auch nie gefährdeter 5,5 – 2,5 Sieg ohne Niederlage, der erneut mit einem gemeinsamen Essen beim Italiener gefeiert wurde. Ein besonderer Dank natürlich für den Support an Non-Playing-Captain Jürgen und Zuschauer Thorsten.