Von einem, der auszog, Deutscher Meister zu werden
In Berlin fand in diesem Jahr die (29.) Deutsche Senioren-Einzelmeisterschaft statt. Ein Schachfreund, Fritz Fegebank, machte sich auf den Weg zu dieser Herausforderung. Die Fahrt nach Berlin bietet genügend Zeit besonders für Traumtänzer, dem Wunschdenken freien Lauf und Phantasien zur Realität werden zu lassen: „mal ´nen guten Start hinlegen“; „u. U. gegen einen nominell Besseren ein Auftaktsieg, der genügend Motivation und Selbstvertrauen für weitere Überraschungen oder gar schachliche ‚Großtaten’ hervorbringen kann“; „dann in den Kampf um die vorderen Plätze eingreifen“; „warum nicht mal ein Sieg gegen einen FM? – irgendwann muss das doch mal gelingen, vielleicht diesmal (!?)“; „und in der letzten Runde an Tisch 1 oder 2 zu den Sternen greifen (!?)“ …
Die „wirkliche“ Realität:
Der Auftakt war mit zwei Punkteteilungen gegen Christoph Engelbert und einen Gegner etwa gleicher Spielstärke zumindest okay. In der dritten Partie war der Traum bereits ausgeträumt, denn Fegebank bekam eine Lehrstunde erteilt. Nach 16 Zügen stand die Uhr seines Kontrahenten immer noch bei 1.30, d. h., er hatte nur die je 30 Sekunden für die Ausführung seiner Züge verbraucht. „Theorie kann ich, steht so in Bücher.“ Also sollte Fegebank mal in die(se) Werke schauen, um besser vorbereitet zu sein!? Es folgten ein „Pflichtsieg“ und ein Remis, das man auch auf Sieg hätte weiter spielen können/sollen, wenn mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte!? Obwohl am Samstagabend das Werder-Wunder in Würzburg geschah – die Bremer überstanden tatsächlich gegen einen Drittligisten die erste Runde im DFB-Pokal! –, war das nicht der erhoffte „Brustlöser“, der zu größeren oder gar zu Helden-Taten animierte. Fegebank dümpelte weiter im Mittelmaß und brachte bis zum Ende keine Aufsehen erregende Leistung mehr zustande. Fazit: 50%, Platz 75; die meisten Partien ordentlich gespielt, keine gravierenden Fehler gemacht; ELO und DWZ um ein par Pünktchen verbessert; den Titel „Deutscher Meister“ um nur 3 ½ Punkte verfehlt!? Nicht einmal „Remis-König“ darf er sich nennen, denn vier weitere Spieler schafften ebenfalls sieben Unentschieden, und einer erreichte seine 4 Punkte ausschließlich mit Punkteteilungen. (Insgesamt gab es 254 Remis-Partien = 38%)
Sieger – und damit Deutscher Meister der Senioren – wurde FM Jefim Rotstein (Hochneukirch) mit 8 Punkten aus 9 Partien vor FM Stephan Buchal (Werder Bremen) mit 7 ½ Punkten und IM Boris Khanukov (Wuppertal) mit 7 Punkten. Der Top-Favorit und einzige GM im 148-köpfigen Teilnehmerfeld, GM Jakob Meister, konnte seinem Namen „nicht alle Ehre machen“ und erreichte mit 6 Punkten den 8. Platz. Den Titel Deutsche Meisterin der Seniorinnen errang WIM Brigitte Burchardt (Pankow) mit 6 Punkten vor ihrer punktgleichen Mannschaftskameradin WIM Annett Wagner-Michel; die drittplazierte Dame ist Liubov Orlova (Chemnitz) mit 4 ½ Punkten.
Neben Fegebank waren sieben weitere Hamburger am Start, und (wir) alle waren meist in Bezug auf Brett-Nummer, Punktzahl und Tabellenplatz „in Kontakt“, Sicht- und Reichweite – und schließlich alle irgendwo im Mittelfeld. Reimund Wolke und Madjid Emami (beide HSK) erhielten dank ihrer 5 Punkte noch einen Rating-Preis; Christoph Engelbert und Theo Gollasch (beide ebenfalls HSK) verbuchten wie auch Hans-Rudolf Kreutzkamp (Union Eimsbüttel) 50%; Kurt Krotofil (Niendorf) erreichte 4 Punkte, Dr. Tonio Barlage (HSK) 3 Punkte.
Diese Meisterschaft war gut organisiert und verlief reibungslos-harmonisch!
Im Jahr 2018 wird die nächste Deutsche Meisterschaft in Hamburg stattfinden, also ein Teilnahme-„MUSS“ für alle Hamburger Seniorinnen und Senioren!!